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Interview mit Andreas Magerl

Wer noch den legendären „Amiga Joker“ kennt, der kennt garantiert auch die „Amiga Future“ und dessen Herausgeber: Andreas Magerl. Heute konnten wir ihn zu einem kleinen Interview überreden und freuen uns, dass wir gemeinsam mit ihm einen Blick in die Vergangenheit sowie in die Zukunft werfen können.

HW: Hallo Andreas, die meisten Leser werden dich eher nicht persönlich kennen. Vielleicht kannst du dich einfach mal vorstellen und wie alles mit den Computern bei dir angefangen hat?

AM: Also mein Name ist Andreas Magerl, Baujahr 1971 und ich bin schon eine gefühlte Ewigkeit auf dem Amiga unterwegs. Den APC&TCP Vertrieb gibt es seit 1992 und der Computerclub (inzwischen aufgelöst) wurde einige Jahre vorher gegründet. Angefangen hat es bei mir, wie wohl bei den meisten, mit einem C64. Natürlich habe ich als Kind auch sehr viel damit gespielt, aber mich haben irgendwie Anwendungen und auch einen bisserl programmieren mehr interessiert.

HW: Wenn ich es richtig sehe, dann bist du mit der „Amiga Future“ der letzte Herausgeber eines Print-Magazins für den Kult-Computer Amiga in Deutschland. Erzähl den Lesern doch mal etwas mehr über das Heft!

Andreas Magerl - Amiga Messe Köln

AM: Die Amiga Future ist letztes Jahr satte 20 Jahre alt geworden. Und dieses Jahr zieht unsere Homepage in neuen Design nach. Die Amiga Future ist ein Printmagazin rund um den Amiga. Wir beschäftigen uns mit Spielen, Anwendungen für alle Amiga-Systeme. Also nicht nur 68k, sondern auch AmigaOS 4, MorphOS, AROS und Emulationen. Und alles was es sonst noch rund um den Amiga gibt. Wir sind ein Magazin das sich mit aktueller Software beschäftigt. Natürlich gibt es auch immer wieder einen Oldie-Test. Aber Hauptbereich sind aktuellen Themen. Die Amiga Future wird komplett von uns selbst erstellt und vertrieben. Wir haben da keinen großen Geldgeber oder Sponsoren (leider) im Rücken. Das macht es nicht ganz einfach aber wir bekommen es immerhin seit über 20 Jahren auf die Reihe. Im Grunde arbeiten wir mehr oder weniger alle ehrenamtlich für das Magazin und Webpage. Es gibt da auch einige Spenden und Werbeeinnahmen, aber das sind leider auch keine allzu großen Summen. Es ist kein Magazin das irgendwo durch den Kopierer läuft. Es wird professionell erstellt und in einer Druckerei gedruckt. Sie erscheint alle zwei Monate in deutscher und englischer Sprache. Und optional gibt’s sogar ne Cover-CD dazu. Das Heft gibt es im Abo und als Einzelheft direkt in unseren Onlineshop und bei verschiedenen Amiga-Händlern. Wer einmal einen Blick reinwerfen will: Auf unserer Homepage können alte Ausgaben kostenlos gelesen werden. Wir sind aber nicht nur mit dem Printmagazin sehr aktiv. Wir haben eine der größen Amiga-Webpages und einen der größten News-Bereiche für den Amiga. Wir sind auch auf Facebook, Twitter und Instagram unterwegs. Und es gibt auch eine News-App für Android.

HW: Dank des „Amiga Future“-Magazins hast du bestimmt einige Insider-Infos für uns. Wie sieht die Hardware- und Software-Zukunft des Amigas aus? Welche Entwicklungen könntest du dir persönlich vorstellen?

AM: Sicher bekommt man vieles mit. Aber in der Regel nur unter der Bedingung das man auch nichts weitererzählt. Es gibt viele interessante Pläne und Entwicklungen. Nichts davon ist irgendwie ne super-duper-riesige große Sache. Aber große Sachen sind auch nicht unbedingt nötig. Amiga soll Spaß machen und das macht er auch. Herausstechen tun momentan die vielen Software-Entwicklungen. Es wird wirklich sehr viel für den Amiga veröffentlicht. Und noch mehr ist in Arbeit. Alleine wir planen schon über nen Dutzend releases dieses Jahr. Mal schaun wieviel davon klappt.

HW: Früher gab es ja noch zahlreiche andere Amiga-Magazine wie Amiga Joker, Amiga Games, Amiga Plus, Amiga Kickstart, usw. Welche Magazine hast du gelesen und hast du ggf. noch Kontakt zu den ehemaligen Redakteuren, z.B. dem ehemaligen AJ-Herausgeber Michael Labiner?

AM: Gelesen hab ich alle. Für das Amiga Magazin, AmigaPlus, Amiga Special, Amiga Games u.a. hab ich sogar gearbeitet. Zum einem als Journalist aber auch zum erstellen der Cover-CDs. Ein sehr großer Teil von Amiga-CDs die es am Kiosk gab, stammte von uns. Mit einigen hab ich noch sehr engen Kontakt. Zum Beispiel mit Richard Löwenstein, Chefredakteur der Amiga Joker. Richard hat ja 2017 noch einmal eine Amiga Joker erstellt, wo wir den Vertrieb übernommen haben. Und vielleicht erscheint dieses Jahr ja noch einmal eine Ausgabe der Amiga Joker. Außerdem programmiert Richard ja das Spiel Reshoot R, welches auch bei uns veröffentlicht wird. Die Soundtrack CD von Reshoot R wird in Kürze vorab von uns veröffentlicht.

HW: Hast du selbst noch einen Amiga? Und falls ja, wie sieht dein damaliger und heutiger Amiga-Fuhrpark aus?

AM: Ja, einen Großteil meiner Arbeit wird auch auf einen Amiga erledigt.
Ich habe aktuell: AmigaOne 500 (Hauptarbeitsrechner), PC (zweiter Arbeitsrechner), Amiga 1000, Amiga 4000T, Amiga 600, Amiga 600 Acryl, Amiga CD32, CDTV und zwei C64 (Leider verpackt im Lager. Büro ist einfach zu klein).

HW: Gib es zu: Ab und zu schaltest du den Amiga nicht nur zum Arbeiten sondern auch zum Zocken an… Was sind deine Lieblingsspiele auf dem Amiga und warum?

AM: Würde ich gerne. Aber ich kommt echt nicht zum spielen.

HW: Ein Emulator für den PC ist natürlich kein Ersatz für ein echtes Amiga-Feeling, aber findest du Emulatoren trotzdem ok und welche kannst du empfehlen?

Andreas Magerl - Gamescom 2016

AM: Natürlich sind Emulatoren in Ordnung. Woher soll man auch die Hardware nehmen wenn es keine neue gibt. Mit Gebrauchter Hardware kommt nicht jeder klar und basteln will und kann auch nicht jeder. Das berühmte Amiga-Feeling ist natürlich so nicht da. Aber ich halte Emulationen für einen guten Kompromiss. Auf Messen wie der Gamescom, wo wir den Besuchern den Amiga näher bringen wollen, empfehlen wir fast immer erst einen Emulator um mal wieder reinzuschnuppern. Das geht dann relativ günstig und mit etwas Glück haben wir einen neuen aktiven Amiga User. Grundsätzlich halte ich WinUAE für den besten Emulator. Toni macht da echt gute Arbeit. WinUAE ist kostenlos. Man benötigt allerdings noch Amiga Kickstart und Workbench. Und dann hat man halt einen komplett nackten Amiga vor sich. Es gibt Aufsätze wie AmiKit. Die benötigen auch noch Amiga Kickstart und Worbench. Aber das Paket beinhaltet bereits viele Anwendungen und eine konfigurierte Workbench. Dann gibt es noch das kommerzielle Amiga Forever. Dieser Set ist komplett. Man benötigt kein zusätzliches Kickstart oder Workbench.

HW: A propos PC: Hast du neben dem Amiga noch andere Rechner wie PC, Atari, C64 oder so und wozu nutzt du sie hauptsächlich?

AM: Ich hab noch einen PC den ich für Sachen benutze wo der Amiga nicht so gut geeignet ist. Zum Beispiel Social Media, Post/Steuer Abrechnungen, Druckdaten kontrollieren und abschicken usw. An sich arbeite ich meist simultan am AmigaOne 500 und am PC.

HW: Wenn du auf das Jahr 1994 zurückblickst: Welche Fehler wurden deiner Meinung nach damals von Commodore gemacht die letztlich zum Konkurs geführt haben?

AM: Es gibt sicherlich viele Gründe und jeder hat seine eigene Meinung dazu. Ich glaube z.b. nicht das es das PC-Geschäft war. Meines Wissens hat Commodore damit Gewinn erwirtschaftet. Sicherlich war es die Modell-Politik und vor allem die fehlende Zusammenarbeit mit den Software-Entwicklern. Letzteres hatte ja dafür gesorgt das Software-Häuser sich vom Amiga abgewendet haben obwohl es noch wirtschaftlich gewesen wäre.

HW: Letzte Frage und dann darfst du ins Wochenende: Kann man Amiga-Rechner heute eigentlich noch irgendwo als Neuware kaufen und falls ja, wo?

AM: Diese Woche gibt’s kein Wochenende für mich. 😉 Reshoot R-Soundtrack CD, Trap Runner und die nächste Ausgabe der Amiga Future stehen in der Pipeline. Aktuell bekommt man keine neuen Rechner. Das wird sich hoffentlich bald mal wieder ändern. Aber auch andere Entwicklungen, Stichwort: Vampire, sind sehr interessant. Ein Thema mit dem sich jeder mal etwas näher befassen sollte. Und beinah hätt ich es auch noch vergessen. Es ist ja auch noch das AmigaOS 3.1.4 vor kurzem erschienen. Ein tolles Projekt wie ich finde. Und ganz wichtig. Dieses Jahr finden in Deutschland zwei Veranstaltungen statt, die für jeden User ein Pflichttermin sein sollten. Die Amiga 34 und die Classic Computing 2019. Besucht uns dort doch einfach mal.

HW: Danke für das Interview Andreas und weiterhin viel Spaß und Erfolg mit der Amiga Future!

AM: Danke! 🙂

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